Der Rundgang im Gebiet zwischen den Langhe und dem Monferrato Astigiano - Alessandrino ist etwas ganz Besonderes: es geht um ein
Art Mapping, ein Reiseführer zu ortsspezifischen und öffentlichen Kunstinstallationen, die im Laufe der Zeit ein ausgedehntes Freilichtmuseum entstehen lassen. Eine künstlerische Route, die sich durch die Langhe und das Astigiano zwischen den vier polychromen Kunstwerke des Künstlers David Tremlett schlängelt: von der Cappella del Barolo in La Morra (die in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Künstler Sol LeWitt errichtet wurde) bis zum Open Space San Maurizio 1619 im gleichnamigen Relais in Santo Stefano Belbo, mit dem Oratorium von San Michele in Serravalle Langhe ("Per Le Langhe") und der kleinen Kirche der Beata Vergine del Carmine in Coazzolo (die "Chiesetta del Moscato" umbenannt wurde). Bei Sonnenuntergang erklingen in dieser Ecke von Astigiano poetische Verse und Noten klassischer Musik aus dem nahegelegenen natürlichen Amphitheater, einer gemütlichen grünen Bühne, die ohne Zement gebaut wurde und für Konzerte und Shows genutzt wird. Neben der Kirche weist ein Schild den Aussichtspunkt hin, wo am Ende der Reihen und anstatt der traditionellen Holzpfähle die schlanken farbigen „Matitoni“ des Künstlers Aldo Divano auftauchen. Er ist Autor einer ähnlichen Kunstinstallation in den Weinbergen zwischen San Rocco und Mombaruzzo. Auf dem Aussichtspunkt von Bossolasco wacht der von Daniele Cazzato geschaffene 3 Meter hohe imposante Alluminium-Engel idealerweise über das Tal, indem er seine Flügel ausbreitet und die Welt erfasst. In Castelnuovo Calcea ist der Kunstpark des Landguts La Court ein Beispiel für „landing art“ inmitten der Reihen von Moscato- und Barbera-Trauben, drei Bauernhöfe und zwei Hügeln. Es handelt sich um ein weitläufiges Freilichtmuseum mit Blick auf das “Porta Artistica sui vigneti” ("Künstlerische Tor zu den Weinbergen") von Ugo Nespolo und die Kunstinstallationen von Emanuele Luzzati.
Noch in der Provinz Asti bietet der Quarelli Park in Roccaverano einen unglaublichen Blick auf Terrassen und Wälder mit Skulpturen
und großen Installationen von bekannten Künstlern und jungen Talenten. Im schönen Dorf Bubbio befindet sich der ungewöhnliche Skulpturenpark des schweizerischen Künstlers Mayer, der seine Kunstwerke in eine landschaftlich sehr eindrucksvolle Umgebung gesetzt hat. Im Zentrum von Nizza Monferrato beherbergt der aus dem 18. Jahrhundert stammende Palazzo Crova in Zusammenarbeit mit dem nach dem Schriftsteller und Politiker benannten Verein die Sammlung Art'900. Es geht um eine Sammlung bedeutender moderner und zeitgenössischer italienischer Werke von Davide Lajolo. In Mombercelli ist das Musarmo, das städtische Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, in den Zellen des ehemaligen Gefängnisses untergebracht.
Aus der Wiederherstellung des alten Weilers Lunetta (17. Jh.) ist eine Oase der Kunst und Kultur in den Wäldern von Monbarcaro entstanden: sie heißt Lunetta 11 und umfasst eine kleine Kunstgalerie, einige Bibliotheken und Wohnräume (Künstlerhaus). In Migliandolo, einem Ortsteil von Portocomaro vor den Toren von Asti, ist die Tavola di Migliandolo eine lebendige Künstlerhaus mit Sitz in Casa Nebiolo, einem Gebäude aus den frühen 1900er Jahren. In Castellinaldo d’Alba hat Saverio Todaro den ungebräuchlichen Wasserturm gebaut. Die drei Kreise des „Share“-Zeichens in phosphoreszierender Farbe fangen tagsüber die Sonnenstrahlen ein und leuchten sich dann am Nachthimmel. Sie erinnern an den
Zusammenhang zwischen Mensch und Natur. Die Fondazione Sandretto Re Rebaudengo hat ihre ersten Schritte im Pallazzo Re von Guarene aus dem achtzehnten Jahrhundert unternommen und mit der Dauerinstallation Flat Earth Visa des Kanadiers Paul Kneale hat sie ein neues Open-Air-Projekt in den Weinbergen des Nebbiolo gestartet. Auf dem Hügel von Busca bietet das Landgut La Gaia dem Besucher eine der eklektischsten Kunstsammlungen Europas mit über 2000 Kunstwerke aus dem 20. Jahrhundert bis
heute. Der Chor von der Kirche Maria Maddalena in Alba, in der internationale Performances stattfinden, verleiht der Geschichte einen Hauch von Moderne. Das Cosimo Venezianos Kunstwerk „Neverwhere“ befindet sich an einer Seitentür des Studienzentrum „Beppe Fenoglio“ und ist eine Hommage an den von Constant und Pinot Gallizio entwickelten Utopien der nomadischen Stadt. In Monticello d’Alba befindet sich “Frammenti“, das monumentale Kunstwerk von Valerio Berruti (aus Alba) an der Stützmauer des Schlosses. Es besteht aus etwa hundert 2 Meter hohen Flachreliefs aus Stahlbeton und Glanzlack. In Novello hat der schlichte Beton-Wasserturm auf den UNESCO-Hügeln dank des schweizerischen Künstler Olivier Mosset, der die Bauart mit goldenen Gitterroste verseht hat, eine magische Ausstrahlung erworben.
In den der Weinkultur gewidmeten interaktiven Räume von „Wine Experience“ in Priocca hat Roberto Coda Zabetta die riesige
Leinwandinstallation CNTR (2020) aufgebaut, die 50 Meter lang ist und aus Tausenden von vertikalen Holzbretter. Nur im oberen Teil der Holzbretter sind farbige Leinwandstreifen befestigt, die wie ein monumentales Banner durch die Luft bewegt werden. Schließlich bieten die funkelnden Riesenbänke, die vom Designer Chris Bangle entworfen wurden, einen ungewöhnlichen Blick auf den Himmel, die Hügel und die Dörfer von Langhe, Asti und Alessandria.